10.07.2019

Meine Kinder kommen nicht zu Besuch

„Früher gab es bei uns immer ein großes Familienessen am Sonntag. Alle waren da." Das höre ich immer wieder von meinen Kunden. Jetzt lebt man alleine, meist noch in der großen Wohnung von damals. Oder im Haus mit dem Swimming-Pool im Garten. In diesem ist schon lange kein Wasser mehr.

Die Badespielzeuge sind weggeräumt. Es ist still. Kein Geschrei kleiner Kinder ist zu hören, keine Spielsachen liegen im Weg. Der Kontakt zu den Nachbarn ist auch nur noch sehr unregelmäßig. Auf einmal wohnen ganz andere Menschen in der Nachbarschaft. Diese grüßen gar nicht mehr. Man ist sich fremd. Die Kinder kommen nur zu den Feiertagen zu Besuch. Ja, sie müssen arbeiten. Sie haben so viel zu tun. Die Enkel bekommt man auch kaum zu Gesicht.

Man versucht, mit dem neuen Telefon zu telefonieren. Das moderne Telefon hat der Sohn bei seinem letzten Besuch mitgebracht. Er hat die Funktionen erklärt und Kurzwahlen einprogrammiert. Nicht einfach, alles zu verstehen und das Wichtige zu behalten. Der erste Versuch, die Kinder zu erreichen, klappt nicht. Man weiß nicht, warum. War keiner da? War das die falsche Nummer? Man mag nichts falsch machen. Lieber warten, bis die Familie wieder einmal vorbei kommt.

So vergeht ein Tag nach dem anderen. Die Langeweile wird nur vom Pflegedienst unterbrochen, der dreimal am Tag vorbeischaut. Kaum hat man „Hallo" gesagt, sind die Damen und Herren schon wieder weg.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Geht es Ihnen auch so, oder ganz ähnlich? Manchmal scheint es schwer, im Alter aktiv und gut gelaunt zu bleiben. Hier und da machen vielleicht die Gelenke Probleme. Die Augen schmerzen. Jede Bewegung fällt schwer. Die Gedanken kreisen immer wieder um Einsamkeit und Krankheit, Langeweile und die Frage nach dem Warum.

Wer hilft Ihnen? So gemein und traurig das nun klingen mag: Keiner. Jedenfalls erst mal nicht. Aber Sie ganz alleine, haben die Wahl. Sie können so weiterleben, oder Sie machen einen ganz kleinen Schritt aus Ihrem Schneckenhaus heraus – und dann noch einen kleinen.

Machen Sie einen Vertrag mit sich selbst. Ab heute werden Sie Ihr Leben ändern. Ganz langsam, jeden Tag werden Sie ein bisschen mehr Lebensqualität haben. Was hat Ihnen früher Spaß gemacht? Vielleicht gerne in Gesellschaft essen? Kontaktieren Sie doch mal Ihre Gemeinde. In vielen Orten gibt es mehrmals wöchentlich gemeinsamen Mittagstisch für Senioren. Mochten Sie früher den Kaffeeklatsch mit der Nachbarin? Schauen Sie doch einfach mal bei ihr mit einem Paket Kaffee vorbei. Oder sagen Sie das nächste Mal ein freundliches „Hallo" zu der jungen Mutter in der Nachbarschaft mit dem Kinderwagen. Fragen Sie sie, wie es ist, eine junge Mutter zu sein.

Sie könnten auch einen netten Brief an eine liebe Person schreiben, die Sie schon lange nicht mehr gesehen haben.

Seien Sie mutig, und wagen Sie einen neuen kleinen Schritt in Ihrem persönlichen Alltag. Sie werden erstaunt sein, was Ihre kleine Entscheidung, das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, alles bewirken kann.

Und wenn ich Sie bei Ihren Schritten unterstützen soll, rufen Sie mich doch einmal an! Oder schicken Sie mir eine kleine kurze E-Mail.